Beendigung von Tierversuchen

Es gibt zwei zwingende Gründe Tierversuchen ein Ende zu setzen:

Sie sind grausam – Die meisten Sicherheitsprüfungen an Tieren werden ohne Anästhetika oder Analgesie durchgeführt und toxische Substanzen können unermessliches Leid über längere Zeiträume verursachen. Selbst wenn Vorschriften Mindeststandards für Unterbringung und Haltung fordern, kann dadurch die von Labortiere täglich erlebte Angst und Bedrängnis nicht beseitigt werden.

Sie sind ineffektiv – Die Biochemie, Physiologie, Größe und Lebensdauer von Tieren unterscheidet sich je nach Art (und sogar Rasse) und beeinflusst die Toxizität von Testsubstanzen. Substanzen die für Mäuse oder Ratten als sicher gelten, sind es vielleicht nicht für Menschen und anders herum. Manche Chemikalien, die nach Tierversuchen zugelassen wurden, waren für Menschen schädlich und mussten aus dem Verkehr gezogen werden.

 

Was Tierversuche betrifft, so haben in den letzten zwanzig Jahren zweifelsohne weitreichende Veränderungen stattgefunden.

Die Öffentlichkeit hat heute ein weitaus stärkeres Bewusstsein über die Unzuverlässigkeit von Tierversuchen und die Grausamkeit, der Tiere ausgesetzt werden, entwickelt. Alternative Testmethoden ohne Tierversuche sind weiter fortgeschritten und werden mittlerweile häufiger eingesetzt, und zahlreiche Unternehmen erkennen, warum es nicht nur in kommerzieller, sondern auch in wissenschaftlicher Hinsicht sinnvoll ist, Testmethoden ohne Tierversuche für die Erprobung von Kosmetika anzuwenden.

In der Europäischen Union, in Indien und Israel sind Tierversuche für die Herstellung von Kosmetika heute verboten, und ähnliche Maßnahmen werden auch in anderen Ländern der Welt gefördert. Dennoch bleibt noch viel zu tun – aus fünf Gründen:

  • Globale Märkte bedeuten, dass Tierversuche, die in einem Land verboten sind, dennoch in anderen Regionen der Welt erforderlich sein können (z. B. müssen Kosmetika in China anhand von Tierversuchen getestet werden)
  • Durch Umweltvorschriften, aufgrund der die Prüfung älterer Inhaltsstoffe erforderlich ist, sind neue Zwänge entstanden (die Zahl der im Rahmen der europäischen REACH-Verordnungen über chemische Substanzen durchgeführten Tierversuche hat sich zwischen 2011 und 2014 mehr als verdoppelt)
  • Während man sich heute weitestgehend darin einig ist, dass Unbedenklichkeitsprürungen ohne Tierversuche sowohl auch Sicht des Tierschutzes als auch aus wissenschaftlicher Perspektive vorzuziehen sind, werden alternative Testmethoden ohne Tierversuche nicht schnell genug entwickelt, um bestehende Methoden, bei denen Tierversuche praktiziert werden, zu ersetzen.
    Insoweit mittlerweile alternative Testmethoden ohne Tierversuche entwickelt werden, ist das Verfahren zur Erlangung der aufsichtsbehördlichen Zulassung dieser Testmethoden stets sehr langsam und bürokratisch.
  • Selbst wenn sich alternative Testmethoden ohne Tierversuche als effektiv erweisen, so werden diese möglicherweise nicht praktiziert, wenn sie keine Pflicht sind oder wenn Toxikologen sie nicht kennen.

 
 

Wesentliche Botschaften

 
Der Lush-Preis zielt darauf ab, vier wesentliche Botschaften zu vermitteln:

1. Tierversuche sind unmenschlich und unwissenschaftlich.
Schätzungsweise 115 Millionen Tiere werden jedes Jahr zu Experimenten verwendet; viele davon werden enormen Qualen ausgesetzt. Toxizitätsprüfungen (chemische Prüfungen) von Pharmazeutika an Nagetieren können die Toxizität für den Menschen nur in 43 % aller Fälle vorhersagen. 92 % der neuen Arzneimittel, die anhand von Tierversuchen erprobt werden, erreichen den Markt nicht, in erster Linie wegen unvorhergesehener Nebenwirkungen oder weil sie für den Menschen unwirksam sind.

2. Toxizitätsprüfungen sollten auf zuverlässigen Methoden, die wahrhaft ohne Tierversuche durchgeführt werden, beruhen.
Der US-amerikanische National Research Council (Nationale Forschungsrat) fördert eine Entwicklung weg von Tierversuchen und hin zur „Toxikologie des 21. Jahrhunderts“, um „Toxizitätsprüfungen schneller, weniger kostenaufwendig und für die menschliche Exposition direkter relevant zu machen”.

3. Kampagnen und Initiativen zur Lobbyarbeit sollten das 1R-Prinzip, vielmehr als das 3R-Prinzip, vorantreiben.
Bei vielen Tests, die als sogenannte ‚alternative‘ Testmethoden zu Tierversuchen beschrieben werden, werden Tiere tatsächlich ausgebeutet, wie z. B. bei der Verwendung von Fischen und Wirbellosen; der Tötung von Tieren für deren Zellen und Gewebe; Verwendung von Seren aus Tieren. Der Lush-Preis setzt sich für das 1R-Prinzip des Ersatzes (‚replacement‘) für Tierversuche bei Experimenten, nicht die anderen 2R der Verfeinerung (‚refinement‘) und Reduzierung (‚reduction‘) ein.

4. Der Lush-Preis setzt sich für die Abschaffung von Tierversuchen ein.
Der Preis zielt darauf ab, die Einführung von alternativen Testmethoden ohne Tierversuche zu beschleunigen, insbesondere bei Toxizitätsprüfungen für Verbraucherprodukte und Inhaltsstoffe. In dieser Hinsicht stellt der Lush-Preis einen Preisfonds in Höhe von £ 250.000 (plus zusätzliche Fördergelder für junge Forscher in Asien sowie in Nord- und Südamerika) bereit, um wirksame Projekte und Einzelpersonen weltweit, die in fünf Bereichen der Wissenschaft und der Kampagnen- oder Lobbyarbeit tätig sind, auszuzeichnen.

 
 

Weitere Preise

 
Der Lush-Preis beabsichtigt, verstärkt Druck auf den Bereich der Toxizitätsprüfungen für Verbraucherprodukte und Inhaltsstoffe anzusetzen, und zwar in einer Weise, die die zahlreichen Projekte, die sich bereits heute mit der Problematik von Tierversuchen bei der Erprobung von Arzneimitteln befassen, ergänzt.

Weitere Informationen zu einigen der weiteren Preise und Projekte rund um alternative Testmethoden finden Sie auf folgender Website: www.alttox.org

Viele aktuellen Verordnungen und Preise sind auf das breitere Konzept der 3R ausgerichtet: Reduzierung (‚reduction‘), Verfeinerung (‚refinement‘) und Ersatz (‚replacement‘) für Tierversuche bei Experimenten. Der Lush-Preis zielt darauf ab, als ein von der Ethik im Bereich des Tierschutzes motiviertes Projekt nur solche Projekte zu unterstützen, die auf den vollständigen Ersatz für Tierversuche ausgerichtet sind.

Im Rahmen des Preises werden auch bewusst finanzielle Mittel für den Bereich der ‚Toxikologie des 21. Jahrhunderts‘ als spezifischen Bereich der Testmethoden ohne Tierversuche bereitgestellt, denn dessen Erforschung verspricht die größten Hoffnungen auf eine Zukunft ohne Tierversuche.